Boule: Spiel, Spaß und Integration

Jeder kann eine ruhige Kugel schieben

Boule, das beliebte Geschicklichkeitsspiel der Franzosen begeistert immer mehr Menschen in Deutschland. Auch für Menschen mit einem Handicap ist dieses Spiel im Freien jederzeit möglich.

"Sie hat ihn! Nein sie hat ihn nicht!" Ein Platz irgendwo in Deutschland. Ein Grüppchen Erwachsener umringt ein paar Eisenkugeln, die scheinbar wahllos auf dem steinigen Boden liegen. Sie diskutieren lebhaft. Schließlich zückt einer ein Maßband und beugt sich zu den Kugeln hinunter. Es geht darum, welche der Kugeln am nächsten zur kleinen bunten Zielkugel liegt und damit den Spielpunkt erzielt hat. Die Herrschaften spielen Boule. Dieser Freizeitvertreib ist nicht nur was für alte Opas. Jeder kann mitmachen bei dem populären französischen Geschicklichkeitsspiel. Ob Mann, Frau oder Kind, ob alt oder jung, ob dick oder dünn , ob behindert oder nicht, ob groß oder klein.

Mitmachen auch im Sitzen möglich
Kugelspiele gehören zu den frühesten Spielen der Menschheit. Sei es Boccia in Italien, "Flat green Bowls" in England, oder andere Varianten in Spanien. Etwas werfen und um die Wette werfen ist einer der natürlichsten Bewegungsabläufe des Menschen. Früher wurde in Frankreich "Boule Lyonnais" gespielt. Die Spieler nehmen sieben oder drei Meter Anlauf, um die schweren Stahlkugeln zu werfen. Das Boulespiel in der heutigen Form, genannt "Petanque" entstand 1910 in Ciotat, einem kleinen Städtchen an der Côte d`Azur. Ein hervorragender Spieler, der "schwarze Jules" war wegen seines zunehmenden Rheumas nicht mehr in der Lage den schwierigen Anlauf zu nehmen. So beschloß man, ihn von einem Stuhl aus auf sechs bis zehn Meter verkürzter Spieldistanz werfen zu lassen. Aus Gleichberechtigung spielten seine Freunde im Stand mit geschlossenen Füßen, was auf provencalisch "ped tanco" heißt, aus einem Kreis heraus. Die Spielform Pétanque war geboren und setzte sich immer mehr im ganzen Land durch. Dank dem "schwarzen Jules" können heute auch Rollstuhlfahrer und alle anderen Gehbehinderten bis auf Wettkampfebene an diesem Bewegungsspiel teilhaben. Französisches Militär und Touristen brachten das Spiel zu uns. Und es scheint, dass der Bouleboom von Jahr zu Jahr mehr Deutsche erfaßt. Außer ein paar Freunden, drei Stahlkugeln, einigermaßen gutem Wetter sind nur Offenheit, ein gutes Auge und Konzentrationsfähigkeit vonnöten. Dann kanns losgehen! Die Spieler zweier Teams versuchen durch geschicktes Werfen der Kugeln diese möglichst nahe an die hölzerne Zielkugel das sogenannte Schweinchen zu platzieren.
Sind alle Kugeln gespielt, scharen sich die Mitspieler um die am Boden liegenden Kugeln. Die Punktzahl der Siegermannschaft für diesen Durchgang wird errechnet. Da wird schon mal heftig diskutiert und mit dem Maßband der letzte Millimeter ausgemessen. Den Punkt oder mehrere Punkte bekommt nämlich nur die Mannschaft, deren Kugel oder Kugeln der Sau am nächsten sind. Das Team, das zuerst 13 Punkte erreicht, hat gewonnen.